Jugendmaibaum
In Bobingen wird von der Kolpingsfamilie alle fünf Jahre ein traditioneller Maibaum aufgestellt. Rund um diesen Brauch gibt es viele Traditionen wie einen Maibaumeinzug, einen „Tanz in den Mai“, ein Maifest mit Gottesdienst sowie Tänzen um den Maibaum. Die Kolpingjugend Bobingen interpretiert diese Traditionen nun neu und stellt 2022 zum ersten Mal ihren eigenen Jugendmaibaum auf, der die aktive Jugendarbeit repräsentiert und die Gemeinschaft in den Mittelpunkt stellt.
Vorbereitung
Tafeln des Jugendmaibaums
Maibaumeinzug und Aufstellen
Maifest
Fazit
Der Startschuss für unseren Jugendmaibaum fiel bereits im Oktober 2020 bei der Klausur unseres Jugendleitungsteams. Hier kam zum ersten Mal die Idee des Projekts “Jugendmaibaum„ auf und ein erstes grobes Konzept entstand. Für die weitere Planung gründete sich der „Arbeitskreis (AK) Jugendmaibaum“ mit elf jungen Erwachsenen, der das Projekt ausführlich plante und für die Umsetzung verantwortlich war.
Dabei mussten zunächst viele Dinge geklärt und Hürden überwunden werden. Wo soll der Jugendmaibaum aufgestellt werden? Wie lange soll er stehen bleiben? Wie groß soll der Baum werden? Wie wird der Baum befestigt? Wie stellen wir den Baum auf? Und wie sollen die Feierlichkeiten rund um den Jugendmaibaum aussehen?
Vorbereitung
Schnell war klar, dass der Maibaum auf einem Grundstück der Pfarrei vor dem Laurentiushaus aufgestellt werden soll – also gut sichtbar mitten in Bobingen. Hier findet nämlich auch der Großteil unserer Vereinsarbeit wie z. B. die wöchentlichen Gruppenstunden unserer 16 Jugendgruppen statt (Stand 2022). Nachdem auch die Pfarrei mit im Boot war, musste eine für den Standort geeignete und für unsere Anforderungen passende Halterung konzipiert werden. Die Maibaumbefestigung sollte stabil genug sein, um einen 15 Meter großen Baum sicher halten zu können. Die Halterung sollte auch Wasseransammlungen vermeiden, um den Baum vor Fäulnis zu schützen, damit dieser bis zu fünf Jahren sicher stehen kann.
Nachdem schließlich auch weitere Dinge wie Baugenehmigungen, TÜV-Abnahmen und Kabel- und Rohrleitungen im Boden geklärt waren, konnte bereits im März 2022 mit den Bauarbeiten für das Fundament der Maibaumhalterung begonnen werden. Viele helfende Hände der Kolpingjugend arbeiteten mit zwei Kolpingmitgliedern, die gelernte Maurer sind, zusammen und stellten ein Fundament für den Maibaum her. Von den Aushubarbeiten über das Betonieren bis zum anschließenden Pflastern stemmte unsere Kolpingsfamilie alle Arbeiten in Eigenregie mit Zusammenhalt und Teamwork.
Tafeln am Jugendmaibaum
Doch mit der Fundamentlegung waren noch lange nicht alle handwerklichen Arbeiten abgeschlossen. Auch an unserem Jugendmaibaum sollen nämlich Maibaumtafeln hängen. Üblicherweise hängen an Maibäumen traditionelle Tafeln mit Ortswappen oder Handwerkssymbolen. Da unser Maibaum unsere Jugendarbeit und die Kolpingjugend repräsentieren soll, war schnell klar, dass jede unsere Jugendgruppen jeweils eine Maibaumtafel gestalten darf. So entstanden viele bunte, kreative und individuelle Maibaumtafeln, die nun alle zusammen ein Aushängeschild unserer Vereinsarbeit darstellen.
Auch die Tafel-Rohlinge wurden von Kolpingjugendmitgliedern in der Schreinerwerkstatt eines langjährigen Kolpingmitglieds selbst hergestellt. Die Halterungen, mit denen die Tafeln schließlich am Baum befestigt sind, wurden ebenfalls selbst von einer unserer Jugendgruppen hergestellt. Die Gruppe verbrachte mehrere Gruppenstunden in einer Werkstatt und schweißte dort die Stahlträger zusammen.
Maibaumeinzug und Aufstellen
Auch der nächste Abschnitt unseres Projekts stellte unseren AK vor einige Herausforderungen bei der Planung. Ein passender Baum musste im Bobinger Stadtwald ausgewählt, gefällt und schließlich bis in die Stadtmitte zum Gemeindehaus transportiert werden. Der einfachste Weg wäre sicherlich gewesen, den Baum beim Stadtförster zu „bestellen“ und bis in die Stadtmitte „liefern“ zu lassen. Doch auch hier wollte die Kolpingjugend selbst anpacken. Dazu waren Absprachen mit dem Stadtförster, dem Ordnungsamt sowie der Feuerwehr nötig. Gemeinsam wählten wir unser Wunschexemplar im Wald aus. Anschließend fällte am 22.04.2022 eine unserer Jugendgruppen, in der einige Mitglieder einen Motorsägen-Schein besitzen, den Baum selbst. Der Baum wurde aus dem Wald gezogen und an einen Traktor gespannt. In Begleitung der freiwilligen Feuerwehr (ebenfalls Mitglieder der Kolpingjugend) fuhr unser Baum Richtung Stadtmitte.
Traditionell wird ein Maibaum in einem Umzug mit Blaskapelle von einem Pferdegespann bis zum Dorfplatz gezogen, nachdem der Baum aus dem Wald geholt wurde – der sogenannte „Maibaumeinzug“. Auch wir wollten für unseren Maibaum, nah an der Tradition, einen festlichen Einzug gestalten. Nachdem der Baum am 22.04.2022 in Bobingen angekommen war, wurde der Stamm von einer weiteren Jugendgruppe festlich mit Bändern geschmückt. Auch bei unserem Einzug wurden wir von einer Blaskapelle, unseren „Kolpingbläsern“ begleitet.
Jedoch wurde unser Baum nicht von Pferden hereingezogen. Mit vereinter Muskelkraft von 25 starken jungen Männern wurde unser ca. 500 kg schwere Baum rund 300 Meter bis zum Gemeindehaus getragen, an dem sich ca. 100 Besucher*innen und Schaulustige versammelt hatten.
Selten hat ein Bild wie der getragene Maibaum so eindrucksvoll und deutlich symbolisiert, was unser Verband mit Zusammenhalt und Teamgeist alles bewegen und erreichen kann!
Im Anschluss wurden alle Helfer*innen und Besucher*innen mit Angeboten vom Grill verpflegt und auch unsere Nachtwache, die den Baum bis zum nächsten Morgen bewachen soll, konnte sich für die Nacht stärken. Am Morgen danach trafen sich einige Kolpingjugendliche, um am Maibaum die letzten Vorbereitungen zu treffen. Der Baum musste entrindet und anschließend gehobelt werden. Außerdem wurde eine Schnitzerei in den Baum eingebracht.
Nachmittags am 23.04.2022 stand für uns alle dann der wohl spannendste Teil an – das Aufstellen des Maibaums. Die meisten Bäume werden heute mit einem Frontlader oder einem Mobilkran aufgestellt. Doch wir wollten unseren Baum mit Muskelkraft aufstellen. Dafür verwendeten wir sogenannte „Schwalben“. Keiner der Beteiligten hatte bisher einen Maibaum auf diese Weise aufgestellt. Dementsprechend gespannt waren alle Helfer*innen und die vielen Schaulustigen. Nachdem unsere Kolpingjugendmitglieder den Baum die ersten Meter problemlos anheben konnten, stellte sich später die Handhabung der Schwalben als schwerer heraus als gedacht. Einige ältere Kolpingmitglieder aus den Reihen der Zuschauer*innen eilten uns zur Hilfe und mit vereinten Kräften konnten wir den Baum sicher aufstellen.
Maifest
Eine Woche später, am 30.04.2022 brachten wir schließlich noch mit Hilfe der Feuerwehr und ihrer Drehleiter alle 18 Tafeln am Maibaum an. Außerdem wurde noch eine selbst gedrechselte Spitze auf den Baum gesetzt. Abends konnten endlich die Feierlichkeiten rund um unseren Maibaum beginnen. Beim „Tanz in den Mai“, den unsere Kolpingjugend bereits seit vielen Jahren veranstaltet, tanzen Jung und Alt in Tracht gemeinsam auf der Tanzfläche zu Live-Musik.
Am 01.05.2022 feierten wir einen Gottesdienst in der vollbesetzten Pfarrkirche St. Felizitas, der von Mitgliedern der Kolpingjugend zum Thema Jugendmaibaum gestaltet wurde. Nachdem der Baum anschließend von Stadtpfarrer und Präses Thomas Rauch gesegnet wurde, trafen sich ca. 250 Gäste, Helfende und Musizierende am Gemeindehaus zum Maifest. Bei gutem Essen und Blasmusik begegneten sich alle Generationen und viele Kinder sprangen um den Baum herum.
Fazit
Rückblickend war das Projekt ein voller Erfolg mit viel Lob und Anerkennung für die Leistung, die unsere Kolpingjugend hier auf die Beine gestellt hat. Innerhalb der Kolpingjugend stärkte das Projekt die Gemeinschaft und den Zusammenhalt und bildet eine Grundlage für viele weitere motivierte und engagierte Jahre in der Jugendarbeit, ohne die unser Verein aber auch der ganze Verband nicht existieren könnte.
Für die Projektdokumentation und die Öffentlichkeitsarbeit wurden alle Schritte mit Fotos und Videos festgehalten. Daraus entstand eine umfassende Berichterstattung auf unserer Kolpinghomepage und unserem Instagram-Auftritt, u. a. mit einem Reel vom Maibaumaufstellen und einem spannenden 3-minütigen Aftermovie.
Das Projekt ist zukunftsweisend, da wir nach Corona Gemeinschaft in vielfältiger Weise erfahren durften, bei langen Planungssitzungen, bei Arbeitseinsätzen sowie bei beim Feiern mit allen Generationen. Die Kolpingjugend konnte während der Umsetzung auf einen großen Erfahrungsschatz langjähriger Kolpingmitglieder zurückgreifen und dabei viel lernen. Umgekehrt zeigte die Jugend, wie Traditionen neu interpretiert werden können. Auch an die Nachhaltigkeit wurde wie bei vielen unserer Veranstaltungen gedacht. So kauften wir Lebensmittel für unsere Feierlichkeiten regional bei ortsansässigen Händlern und Geschäften und auch die Getränke von Brauereien aus der Region. Der Glaube und die Kirche waren stets ein wichtiger Begleiter während des Projekts, sei es bei der anfänglichen Planung, dem gewählten Standort oder dem gemeinsamen Gottesdienst und der Maibaum-Segnung. Die Verbundenheit wird schließlich auch durch das KJ-Logo und dem Pfarrei-Logo am Maibaum repräsentiert. Während der gesamten Aktion war der „Kolping-Spirit“ immer spürbar durch die Gemeinschaft und das Gefühl, gemeinsam großes zu Erreichen. Das hat alle Helfer*innen noch stärker mit dem Ehrenamt verbunden. Das Projekt zeigte auch besonders, wo (Adolph) Kolping seinen Ursprung hat – im Handwerk. Das Handwerk ist auch in Zukunft ein unverzichtbares Gut unserer Gesellschaft.
Der Jugendmaibaum der Kolpingjugend Bobingen wurde mit dem 2. Platz des Kolpingjugendpreises ausgezeichnet.